Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Slawistik und Hungarologie - Ungarische Literatur und Kultur

Wissenschaftliches Profil

Das Fachgebiet Ungarische Literatur und Kultur ist in Forschung und Lehre literatur- und kulturwissenschaftlich orientiert. Im Zeichen einer komparatistischen Grundfolie – vor allem von den deutschsprachigen Literaturen her – werden in der Behandlung der ungarischen Literatur folgende methodologisch-systematische Leitprinzipien zugrunde gelegt: die Geschichte der Literatur als die Historizität ihrer jeweiligen epochalen Sprachauffassung (bzw. Subjektkonstrukte) und der literarischen Kommunikation überhaupt, die auch die Medialität ihrer Sprache mit einbegreift. In dieser Beschäftigung werden die Zusammenhänge und Vollzüge der literarischen Interpretation mit theoretischem Interesse reflektiert, um das Literarische in seiner Ereignishaftigkeit und Performativität zu erfassen. Die spezifischen Kulturtechniken und -praktiken, die die literarische Kommunikation beeinflussen, erhalten auch im Hinblick auf die Medialisierung der literarischen Sprache ihre Bedeutung. Textinterpretation und Kulturtechniken durch die kommunikative Beschaffenheit der literarischen Sprache zu verknüpfen – diesem Vorhaben dient nicht zuletzt auch die ästhetikgeschichtliche Reflexion auf Konzepte und Modelle der ästhetischen Erfahrung und auf die historischen Kunstbegriffe.

Der Fokus liegt vor allem auf der literarisch-kulturellen Moderne in der ungarischen Geschichte, in welcher Phase die ungarische Kultur sowohl in Wissenschaft als auch in Literatur an manchen Punkten sich als richtungsweisend auch für spätere Prozesse erwies. Die starke interdisziplinäre Bildungstradition der ungarischen Moderne bietet heute Chancen und Perspektiven, bemerkenswerte kulturwissenschaftliche Ergebnisse zu erzielen (etwa vom Freudianismus bis zu ästhetisch-naturwissenschaftlichen Wahrnehmungslehren, von der Frage nach der Technik bis zur ästhetischen Erfahrung, vom historischen zum literarischen Ereignis). Die Lehre wird jedes Semester durch ausgewiesene GastwissenschaftlerInnen aus Ungarn unterstützt.

Das Fachgebiet ist auch an den komparatistischen Masterstudiengängen „Kulturen Mittel- und Osteuropas“ und „Europäische Literaturen“ mit Lehrveranstaltungen beteiligt (Ungarisch kann im erstgenannten Masterstudiengang als Schwerpunkt gewählt werden).


Fachgebietsleiter: Prof. Dr. Csongor Lőrincz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter:
Morten Nissen

Forschungsschwerpunkte:
Ungarische und deutsche Literatur und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts, die Medialität des Literarischen sowie Interpretations- und Sprachtheorien.