Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Slawistik und Hungarologie - Ungarische Literatur und Kultur

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Slawistik und Hungarologie | Ungarische Literatur und Kultur | Gastvortrag: Attila Simon (Budapest): Bukolische Tradition, Menschen und Tiere in Sándor Márais Roman Frieden in Ithaka

Gastvortrag: Attila Simon (Budapest): Bukolische Tradition, Menschen und Tiere in Sándor Márais Roman Frieden in Ithaka

  • Wann 25.06.2024 ab 14:15 Uhr
  • Wo Dorotheenstraße 65, Raum 5.42
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Im Mittelpunkt dieses Vortrags über Sándor Márais 1952 erschienenen Roman Béke Ithakában (Frieden in Ithaka; deutsch: Die Frauen von Ithaka [Ü: Christina Kunze, Piper Verlag 2013]) stehen zwei eng verbundene bzw. sich sogar überschneidende Themen.

Zum einen sind die ersten Kapitel des Dritten Gesangs (Telegonos) im Hinblick auf die natürliche und kultu­relle Umgebung, die materiellen Requisiten, die Charakterisierung und bestimmte Handlungselemente eng mit den Topoi der antiken bukolischen Dichtung verbunden. Diese Verbindung soll im ersten Teil des Vortrags anhand der Beziehungen zwischen Mensch und Tier und der Musikszene in Kapitel I veranschaulicht werden. Bereits hier taucht der zweite Gesichtspunkt auf, der den Roman aus der Perspektive der Literary Animal Studies, genauer gesagt der Zoopoetics/Zoopoetik, in den Blick nimmt. Im zweiten Teil des Vortrags folgt eine nähere Betrachtung der politischen Zoologie des Dritten Gesangs des Romans unter dem Gesichtspunkt der Umwälzungen, Brüche und Unschärfen der Grenze, der Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Die Haupt­these ist, dass Márai in diesem Werk ‒ natürlich nicht unabhängig von den Erfahrungen der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts und des Zweiten Weltkriegs ‒ schärfer als in seinen früheren Werken das Wesen des Menschen und – als Teil davon – den Unterschied zwischen Mensch und Tier hinterfragt. In dem Roman wird die antike bukolische Tradition zur Trägerin dieser aktuellen Fragen, die auch den zeit­ge­nös­sischen Ent­wicklungen des europäischen Denkens entsprechen.